Close with the distance
„Nähe und Abstand - Closeness and distance“ - das Corona-Virus hat uns gelehrt, welch existenzielle Bedeutung diesen Begriffen in Zeiten einer Pandemie zukommen kann. Aus drei Künstlern unterschiedlichen Genres lockte dieses Thema während des harten Lockdowns im Frühjahr 2021 allerdings gemeinsame Kreativität heraus. Im Reisholzer Hafen (Ausstellungshalle Werft 77 / Düsseldorf) entstand eine Bewegungs- und Klangkonferenz, die dem Meister der irritierenden Gesten in der klingenden Performance, Joseph Beuys, sicher ein seltenes Schmunzeln ins Gesicht gezaubert hätte.
So relativ die Begriffe „Nähe“ - wo fängt sie an, wo hört sie auf? - und „Abstand“ - wann reicht er aus, wann nicht? - auch sein mögen, in der Verdichtung von Klängen, Aktionen und Bewegungen erhalten sie eine neue Qualität. In der Improvisation mit im Raum vorhandenen Mobiliar stellt Bertolt Mohr eine eigene Ordnung her, in die er sich selbst integriert, um anschließend in einer Verhüllung mit den Objekten zu verschmelzen. In langsamen Ruckelbewegungen schiebt sich dieser Apparat orientierungslos durch die große Halle.
Das Auseinanderdriftende, sich förmlich Zerreißende tanzt Misael Lopez währenddessen gnadenlos aus. Rufe, herausfließende Klänge und Bewegungen bilden zusammen ein zerstörerisches Spiel mit Zeit und Raum. Und dazu spielt Reza Askari den Kontrabass. Mal mit kräftigem Anschlag, dann wieder mit summenden und sirrenden Obertönen begleitet er die Performance, um sich dann von seinem Instrument zu lösen und in die Ruhelosigkeit der beiden anderen Handelnden einzusteigen, als weiterer Satellit im Kunsthallen-Orbit.
Markus Brakel (Journalist und Autor)